Die Anfänge
Sucht man in der Independent-Szene des Ruhrgebiets nach einem Local Hero, kommt man seit mehr als zwei Jahrzehnten kaum am gebürtigen Dortmunder Mirkan Uysal vorbei. Schon 2002 als angehender Abiturient bestritt er, dürr und ohne je richtiges Wrestlingtraining absolviert zu haben, seine ersten Auftritten bei kleinen Veranstaltungen in der Umgebung seiner Heimatstadt. In den Folgejahren zählte er zu den Fixgrößen in Dortmund, wann immer Promoter nach günstigen Rookies für Auftritte in der Undercard suchten. Mit seiner exzentrischen Sweet Mirkan-Persona, die Uysal damals nutzte, hatte er beim Publikum einen schweren Stand, zumal ihm die Zuschauer, die an ernsthaftem Wrestling interessiert waren, nicht verziehen, dass dem Youngster, der parallel ein Studium absolvierte, echte Basics fehlten und er sich auf charakteristische Albernheiten verließ. Einige Jahre später erfand sich Uysal im Zuge des The Dark Knight-Hypes als Mad Mirkan neu und lehnte seine Auftritte nun an Heath Ledgers Joker-Darstellung an. Ein Gimmick, das nicht zuletzt aufgrund mangelnder Schauspielfähigkeiten des Hobbywrestlers kaum weniger peinlich im Vergleich zu seiner ersten Persönlichkeit ausfiel.
Fortschritte
Ab der Mitte seiner Zwanzigerjahre wurde der Dortmunder jedoch bodenständiger und beschloss, Wrestling seriöser und als echten Beruf zu sehen. Er wurde ernsthafter, verbesserte durch hartes Training nach und nach seine Ringfähigkeiten und gewann im Gym deutlich als Muskelmasse hinzu. Für den Erfahrungsgewinn nahm Mirkan Uysal, der nun im Ring seinen echten Namen nutzte, fortan Bookings in ganz Deutschland an. Mit seiner neuen Einstellung etablierte er sich ab Beginn der 10er-Jahre als Name in der deutschen Wrestlingszene, auch wenn er es nie über die Midcard hinausbrachte.
Eine neue Aufgabe
2014 folgte der nächste Schritt seiner Karriere: Zusammen mit seinem deutlich älteren Halbbruder, dem Promoter Ali Uysal, gründete Mirkan 2014 die Wrestlingschule „Ruhr Wrestling School“ in Dortmund, der es innerhalb weniger Jahre gelang, sich hervorragend in der Szene zu vernetzen. Vielen Absolventen ermöglichten die Uysals mit ihren Kontakten einen guten Start ins Business. Durch regelmäßige offene Probetrainings und bezahlbare Coachingpreise war die Schule bald erste Anlaufstelle für Talente aus dem Dortmunder Einzugsgebiet. Aus dem albernen Youngster Mirkan Uysal war ein angesehener Coach geworden.
Neuanfang
Nach dem frühen und unerwarteten Tod Ali Uysals, der 2019 mit nur 51 Jahren starb, endete die Geschichte der Ruhr Wrestling School abrupt. Mirkan Uysal zog sich aus dem Coaching zurück und verkaufte seine Anteile. Einige Jahre später wanderte er der Liebe wegen nach Portugal aus und schien gänzlich mit dem Wrestling abgeschlossen zu haben, ehe er Ende 2021 ein Angebot aus München annahm, Headcoach eines dort neu gegründeten Dojos zu werden. Parallel absolvierte er auch einzelne Booking als Aktiver. Auch in Süddeutschland kannte man ihn bald als verlässlichen und umgänglichen Trainer. Der gute Ruf des Deutschtürken erreichte bald die Ohren des GFCW-Offices, das ihm 2023 anbot, Talent Manager für die nationale Szene zu werden.